mit Barbara Angermaier, Julia Höfler, Lis Malina, Thomas Pelant, Rainer Rupprecht, Martin Wall und als Gast: Milaya Lodron
Hier lest ihr 6 Berichte aus dem Team:
The Citizen is Present - das Transpersonale nimmt Platz.
So würde ich es eigentlich nennen.
Heute, am dritten Tag konnte ich das ganz stark spüren.
Wie etwas durch mich zu schauen begonnen hat.
Etwas, das auftauchen kann, weil wir ihm durch die Arbeit der letzten Tage und Wochen Platz gemacht haben.
Platz in uns.
Und am roten Teppich.
Ihm, diesem Etwas, buchstäblich den Teppich bereitet haben.
Es ist eine ganze starke Erfahrung, die in mir enorm nachhallt und ganz viel auslöst.
Denn dadurch, dass ich dieses Etwas in mir Platz nehmen liess hab Platz nehmen lassen, sind auch in mir meine Verhärtungen und festgehaltenen Dinge davon durchströmt, belebt und beatmet worden. Angestrahlt von Präsenz.
Der Raum, den ich angeboten habe, ist mir selber (uns allen) zu Gute gekommen.
Das macht mich sehr demütig und lässt mich nochmal viel besser unsere starken Prozesse verstehen, weil ich jetzt "verstehe bzw. begreife", wem wir den Teppich bereitet haben.
Den Platz geboten haben.
In uns.
Und im Außen.
Und damit es Platz nehmen kann, beginnt es in uns wieder zu fließen und all das Alte darf gehen.
Und das Neue, Gegenwärtige Platz nehmen.
Wow.
Was für eine Reise.
Was für ein Unterfangen.
Danke an euch und eure Bereitschaft, euch "auszuleeren", damit RAUM stattfinden kann.
Barbara
Meine tiefste Erfahrung war der Vorbereitungs-Prozess der sechsköpfigen CIP-Gruppe für unseren ersten Termin: In mir brodelten noch emotionale Widerstände, die durch diverse Vorgeschichten vorhanden waren. Und dann: Was für ein unglaublicher Wandel mit meinen CIP-Gefährt.innen! Von Treffen zu Treffen wuchs gegenseitiges Verständnis. Als „Thomas‘ gelehrige Schüler.innen“ haben wir das Gelernte tatsächlich umsetzen können (!) und - siehe da: Zwischen uns entstand Vertrauen, Wärme, Leichtigkeit, Fröhlichkeit... Der Prozess des Heran-Tastens, Besser-Verstehens und Weich-Werdens hat mich auf zweifache Art überrascht und beglückt. Zum einen saugte ich wie ein Schwamm die Tatsache auf, dass diese Tools wirklich greifen, Konflikte bewältigbar sind und wie aus Distanz Nähe wird. Zum anderen war es eine Herzöffnung der anderen Art - eine Referenzerfahrung in liebevollem Umgang. Ist das nicht ein fantastischer Start?
Dankbar für diese Erfahrung und neugierig, wie es weitergeht:
Lis
Ein roter Teppich. Grüne Wiese. Bäume. Wind. Zwei Menschen sitzen sich gegenüber. Augen sehen Augen. Augen, die schauen. Augen, die gesehen werden. Fenster zur Seele. Rundherum stehen Menschen. Ich bin eine davon. Ich bezeuge wie ein Mensch einen Menschen sieht. Wie ein Mensch von einem anderen Menschen gesehen wird. Die Zeit scheint still zu stehen. Kein Wind der weht. Nur Präsenz. Gehalten von einem liebevollen Feld das sich, wie der rote Teppich unter uns, um uns legt.
Was passiert da? Wer bleibt stehen und sagt, ja, das möchte ich ausprobieren. Wer wendet sich weg und läuft schnell weiter. In einem Park. Ich lieb diesen Moment, wo zwei Augenpaare miteinander sprechen und unsichtbar Daten austauschen. Es ist, als wäre es eine Geheimsprache der Seelen, die einander immer erkennen und um einander wissen. Ein Zauber breitet sich aus und wird getragen weit über die Stadt hinaus in mein Herz hinein.
Julia
Mitte Juni 2023, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ist bereits seit Monaten schreckliche Realität. Wien, ein innerstädtisches Erholungsgebiet - der rote Teppich und zwei Stühle definieren einen Raum für Begegnung - Citizen is Present: Zwei junge Männer bleiben vor dem roten Teppich stehen. Zwei junge Männer gemeinsam auf dem Weg zu einer Party. Zwei junge Männer - einer Russe, der andere Ukrainer. Sie bleiben stehen und der erste setzt sich mir gegenüber auf den Stuhl und wir tauchen gemeinsam in die Stille. Der andere steht im selben Feld - der Rest der Welt versinkt und schaut gleichzeitig auf uns. Dann tauschen sie Plätze. Ein Stück Frieden, der auch Realität ist.
Martin
Das, was mich schon seit längerem interessiert und ich eifrig am Erforschen bin, ist Kontakt und Beziehung. Und diese Erfahrungen an unserem ersten CIP-Wochenende in Wien waren Kontakt und Beziehung pur. Angefangen mit unseren intensiven Prozessen des Findens und immer wieder Findens als Gruppe bis zum Sitzen mit sogenannten fremden Menschen. Mit allen Menschen, die sich "getraut" haben, auf dem "heißen Stuhl" vis-a-vis zu sitzen, gab es wunderbare, berührende Kontakte, besonders mit Kindern. An einem Punkt war es, als würden die Seelen miteinander zu sprechen beginnen, zu singen, zu tanzen, eben in Beziehung gehen. Mir sind nicht nur einmal die Tränen gekommen. So kann ich nur dankbar für die "wunder-volle" Erfahrung sein! Danke!
Rainer
Präsenz: das unbegreifbare unbeschreibbare nicht fassbare wird erfahrbar. Ein gegenüber. Kontakt. Raum. Da sein. Der öffentliche Raum mit allen Inhalten trifft auf einen intimen und privaten Raum ohne Türen. Privat? Stühle: Zwei Stühle auf einer Wiese sind privat? Eintauchen im großen Raum der Öffentlichkeit in den noch größeren Raum von Präsenz. Wer bist du, der mir gegenüber sitzt? Wer bin ich, als schauender und hörender und fühlender anwesender Mensch, der dir gegenüber sitzt? Spielt es eine Rolle oder treffen wir uns jenseits von dem Ort, wo wir wissen, wer wir sind? Oder wissen wir es in dieser Tiefe noch viel genauer, wer wir sind, Moment für Moment.
Thomas
"Am 11. und 12.12. 2020 fand sich das Team Leipzig zusammen, um in der Innenstadt präsent zu sein. An dem letzten Wochenende vor dem Lock-Down luden wir ohne Aufsteller und roten Teppich, lediglich mit einem kleinen Schild und zwei kleinen roten Matten, zur stillen Begegnung ein.
Es gab eine alte Frau, die das Schild las und dann einfach stehen blieb, still wurde und sich in unseren Kreis einreihte.
Es gab eine weitere Frau, die sich vorab einstimmte, die Augen schloss und in sich ging, bevor sie sich setzte.
Es gab einen jungen Mann, der lange saß und danach mit beschwingtem Gang wieder in den Strom der FussgängerInnen eintauchte.
Und es gab viele, die irritiert waren, erstaunt, befremdet, belustigt, berührt ...
Zwei vom Team konnten nicht nach Leipzig kommen und entschlossen sich, sich in der Nähe des Kölner Doms und in Halbe mit den Plätzen und den Menschen dort zu verbinden.
Am Abend tauschten wir uns per Zoomcall aus. Das war wunderbar und sehr berührend, auch, weil unsere Verbindung zueinander so spürbar war, egal wo wir am Tag gewesen waren. So kam eine Vielfalt von Eindrücken, Erfahrungen und auch Erkenntnissen zusammen.
Die gemeinsame Liebe für das Projekt hat uns dabei getragen, gewärmt und begeistert."
Anette - Team
Leipzig - August 2020
"Immer wieder überrascht es mich, was alles passieren kann, wenn man es passieren lässt!"
"Früher hätte ich mich das nie getraut, früher wäre ich vorbei gegangen, früher hätte ich mich geärgert, dass nicht zu können, früher, früher, früher … Aber FRÜHER ist nicht JETZT, das was war, ist passiert, wir können das, was geschehen ist, nicht verändern, genauso wenig können wir wissen, was in Zukunft geschehen wird! Vielleicht ist alles, was zählt, jetzt, denn nur in dem Moment, der ist, können wir leben, lieben und verändern! Als ich vor ein paar Stunden hier vorbeikam, hab ich mich wieder daran erinnert! Das Leben ist zu kurz für irgendwann! Ich möchte nicht länger auf irgendwas warten! Ich möchte mein Leben leben und jeden Moment auskosten! Und es ist egal, was früher war, es ist nie zu spät, Dinge anders zu machen! Denn wir haben jeden Moment die Möglichkeit, Veränderung zu sein! Jetzt und Jetzt und Jetzt."
Stimmen zweier Teilnehmender
München - Weißenburger Platz - 18.07.2020
Witten - 06.06.2020 - Team 5 Personen
"Wir haben heute auf einem Platz in Witten CIP wieder in den öffentlichen Raum gebracht. Es gab parallel eine Demo auf dem Platz gegen Rassismus und anderen Themen wie Sozialabbau. Es war so, als wenn wir die Widersprüchlichkeiten, die thematisiert wurden, gut bezeugen konnten. Wir haben heute ohne Teppich, aber mit Schildern CIP und vier Stühlen experimentiert. Die Menschen waren vorsichtiger und bewegten sich zielstrebiger, nicht so zahlreich und verweilten nicht so lange wie vor Corona. Wir haben mehr miteinander gesessen, wenige haben auf dem leeren Stuhl Platz genommen. Insgesamt war es eine reiche Erfahrung, es fühlt sich gut an, da und präsent zu sein. Mein Lieblingsbild ist das mit dem kleinen schwarzen Mädchen. Das Foto passt gerade so sehr zu Black lives matter und den vielen Demos weltweit!"
Adelheid - Team
Bahnhofsplatz Bern (CH) - 12.06.2020 - Team 6 Personen
"Wir sassen neben der Heiliggeistkirche (eine offene Kirche), eine Aktion zum Flüchtlingstag mit dem Thema "beim Namen nennen" hatte grosse Plakate von Flüchtlingsrettungen mit zutiefst berührenden Bildern aufgestellt, all die Passanten sowie der Treffpunkt von vielen Menschen, die tagsüber auf der Strasse leben. In diesem Umfeld haben wir den roten Teppich ausgerollt und die Stühle aufgestellt.
Bern ist am erwachen und das Tempo noch gemächlich. Es gab sehr viele berührende und nährende Begegnungen beim Sitzen oder im Gespräch rundherum. Wir waren erstaunt, wie offen die Leute waren und wie tief die Begegnungen wurden, die Gespräche - der Wunsch nach Kontakt und Begegnung.
Im Nachklingen lassen wurde uns die grosse Liebe bewusst, die da war. Das sich einlassen, Schicht für Schicht, das tief begegnen ohne Worte, das unglaubliche Wissen über beziehen können, wenn es Raum bekommt. Wie - wenn das alles immer da ist. Das es einfach Zeit und Raum braucht, damit es sich zeigen kann und darf. Ganz einfach: zwei Stühle und eine Person, die anwesend ist.
Da wir als Gruppe schon gut eingestimmt sind, konnten wir auch den Menschen begegnen, die mit ihrem Alkohol- und Drogenrausch zu uns kamen, sich hinsetzen oder in die Mitte sassen. Wir liessen es einfach geschehen, hielten gemeinsam den Raum und es entstand eine tiefe Verbindung unter uns, die uns alle tief bewegt und berührt hat. Wie ist es, sich als fühlendes Wesen zu begegnen und nicht als der Randständig, mit dem ich nichts zu tun haben möchte."
Liselotte - Team
Stubengasse Münster - 14. September 2019 - Team: 8 Personen
"Eine Frau fühlte sich nach der Begegnung ganz beglückt, weil sie die Erfahrung gemacht hatte, so angenommen worden zu sein, wie sie ist. Sie hat sich darüber gefreut, dass sie das überhaupt noch spüren kann. Eine Frau hat sich bedankt und gemeint, dass sie die Erfahrung wie ein Geschenk jetzt mit nach Hause nimmt." Klaus (Team)
Bremen Hanseatenhof 04. Mai 2019 und Marktplatz 14. September 2019 - Team: 4 Personen
"Eine Erfahrung von Kontakt mit etwas Höherem, das außerhalb von Alter, Geschlecht und Kultur ist.
Es berührt mich tief, ist hell und verbindet." Team
"Wir waren uns so ähnlich.... - das hat hier heute so sein sollen". junger Passant
Kornhausplatz Bern - 04. bis 06. Juli 2019 - Team: 8 Personen
"Ich bin beeindruckt von all den mutigen Menschen, die sich auf den leeren Stuhl gesetzt haben". Team
„Mitten im lebendigen Getriebe der Stadt ein stilles Begegnungsfeld - ein Hauch von Ewigkeit taucht auf. Vertrautes und Fremdes verschmelzen im Augenblick.“ Team
„Wenn ich in mir ruhe und du ganz bei dir bist, entsteht zwischen uns ein offener, zarter und lebendiger Raum, wo wir uns begegnen, berühren und beschenken können.“ Team
„Mir kamen vor Beachtung und Aufmerksamkeit dieses Mannes Tränen. Keine Verachtung – nur eine gemütliche, ins Gleichgewicht bringende Energie, die mich in die Mitte brachte, wow!“ Passant
„Sehr spirituelle Erfahrung, die man mindestens einmal im Leben gemacht haben sollte! Einem wildfremden Menschen so lange und intensiv in die Augen zu blicken... Ein gewaltiger Energieaustausch.“ Passant
„Die Ruhe und Begegnung war sehr intensiv. Zuerst der Kopf mit allen Fragen, Ängsten, Beurteilungen. Danach die Entspannung – und der Raum, der alles beinhaltet. Die Welt, der Mann und ich eins und auf einmal diese Herzensenergie.“ Passant
Leipzig - 15. bis 16. August 2019 - Team: 7 Personen
"Ein Raum tiefer Berührtheit, auf einer tiefen Ebene und das im öffentlichen Raum. - Einmalig."
"Wir konnten danach nicht mehr wegschauen."
"Eine Präsenz von oben wurde deutlich spürbar und mein Blick wurde klarer."